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IBM Quantum System One Deutschlands erster Quantencomputer kostet 11.621 Euro Monatsmiete

Die Kanzlerin nennt ihn ein »Aushängeschild des Technologiestandorts Deutschland«. Dabei wurde der nun in Ehningen eingeweihte Quantencomputer in den USA entwickelt. Immerhin: Deutsche Firmen sollen ihn benutzen.
IBMs Q System One (Archivbild)

IBMs Q System One (Archivbild)

Foto: --- / dpa

Pandemiebedingt ein halbes Jahr später als ursprünglich geplant haben IBM Europe und die Fraunhofer-Gesellschaft am Dienstag den ersten Quantencomputer auf deutschem Boden offiziell eingeweiht. Das Modell IBM Quantum System One in Ehningen bei Stuttgart soll Europas leistungsstärkster Quantencomputer »im industriellen Kontext« in Europa sein.

Das bedeutet: Mit seinen 27 Qubits gehört es zwar nicht zu den derzeit stärksten Systemen der Welt, aber IBM-Europe-Chairman Martin Jetter betonte, es sei »up and running«, also stabil genug für den industriellen Betrieb, während Anlagen mit mehr Qubits eher Testsysteme seien. Er kündigte an, dass IBM 2023 auf der nächsten Stufe der Entwicklung einen Quantenrechner mit mehr als 1000 Qubits Rechnerleistung entwickelt haben will.

Das Quantum System One ist dem Unternehmen zufolge bereits seit November in Deutschland, seit Februar nutzt die Fraunhofer-Gesellschaft die Anlage. Deren Präsident Reimund Neugebauer sagte, Unternehmen und Forschungseinrichtungen »jeder Größe« sollten die Chance erhalten, mit dem System zu arbeiten. Allerdings müssen sie dafür 11.621 Euro im Monat zahlen. Wen das nicht abschreckt: Eine Kontaktaufnahme ist über diese Website  möglich. Neugebauer betonte, man verbinde die IBM-Technologie mit europäischen Datenschutzregeln, er sprach von »vollständiger Datenhoheit nach europäischem Recht«.

Merkel: »Möglichst schnell« für wirtschaftliche Anwendungen nutzen

»Ein glänzendes Aushängeschild des Technologiestandorts Deutschland«, nannte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die per Videoübertragung zugeschaltet war, das IBM-System in Ehningen. Deutschland gehöre in der Quantentechnologie-Forschung zur Weltspitze. Nun sei es aber das Ziel, sich diese Forschungsergebnisse »möglichst schnell« auch für wirtschaftliche Anwendungen zunutze zu machen. Dabei könne die Anlage entscheidend helfen.

Sie erwähnte dabei auch die Pläne der Bundesregierung, einen ganzen Komplex rund um Quantencomputer in Deutschland aufzubauen, gefördert mit zunächst zwei Milliarden Euro aus Bundesmitteln. Das Konzept sieht unter anderem den Aufbau von Konsortien zum einen für die Entwicklung von Hardware, zum anderen für Software und Anwendungen vor. Denn das »Aushängeschild« wurde in den USA entwickelt, IBM betreibt dort längst Dutzende Quantencomputer. Bis in Deutschland entwickelte Hardware einsatzbereit ist, könnte es noch einige Jahre dauern, hatte Neugebauer Ende 2020 gesagt.

Quantencomputer funktionieren anders als klassische Computer und Supercomputer. Sie können in kürzester Zeit zwar nicht beliebige, aber bestimmte Probleme berechnen, »die wir mit heutigen Rechnerkapazitäten nur über Jahrzehnte oder vielleicht sogar über Jahrhunderte lösen können«, wie Forschungsministerin Anja Karliczek es einmal erklärte. Absehbar sei der Einsatz in der Chemie- oder Pharmaindustrie, Materialforschung oder Verkehrslenkung. Aber auch komplexe Klimawandel- und Pandemie-Simulationen sind damit möglich – wie auch militärische Anwendungen, die vor allem für die Atommächte USA und China wichtig sind. Auch aus Sicht der EU-Kommission ist die Kompetenz auf diesen Gebieten wichtig für die angestrebte technologische Souveränität der EU.

In den Livekommentaren zur Veranstaltung wollten manche Zuschauerinnen und Zuschauer jedoch ganz andere Dinge wissen, etwa: »Kann man damit Minecraft spielen?«

pbe/dpa/Reuters
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